Räuchern - ein kurzer Überblick

4. Sep 2024

Spirituelles Räuchern – ein kurzer Überblick

Spirituelles Räuchern von Kräutern, Hölzern und Harzen kennt man in fast allen Kulturen dieser Welt. In den meisten Religionen wird bei den Gottesdiensten oder beim Gebet geräuchert, die Schamanen der Naturvölker räuchern, um mit den Verstorbenen in Kontakt zu treten oder um böse Geister zu vertreiben, zur Zeit der großen Seuchen wurden Hospitäler und Krankenzimmer ausgeräuchert, um diese zu desinfizieren und auch für die Meditation nutzt man das Räuchern, um die Entspannung zu fördern oder Träume zu deuten.

Im europäischen Raum räucherten unsere vorchristlichen Vorfahren auch zu bestimmten Daten im Jahreskreis (siehe Titelblatt). Am bekanntesten sind da wahrscheinlich die Rau(ch)nächte beginnend mit der Nacht vom 25. auf den 26. Dezember bis Heiligdreikönig, dem 6. Januar. Diese geheimnisvollen Nächte rund um den Jahreswechsel heißen tatsächlich Rauchnächte und nicht Raunächte, wie die Witterung im Winter vielleicht vermuten ließe. Die Rauchnächte stammen aus der Zeit der Kelten, die den Zeitunterschied von Mondjahr zum Sonnenjahr mit den sogenannten Freinächten ausglichen.

Andere Möglichkeiten für Räucherrituale können z.B. der Umzug in eine neue Wohnung, ein Trauerfall in der Familie oder spirituelle Unterstützung beim Frühjahrsputz sein.

Wie wirken Räucherungen? 

Primär wirkt Räuchern über den Pflanzenwirkstoff, der über die Atemluft aufgenommen wird und über die Lunge direkt in den Blutkreislauf gelangt. Es wirkt aber auch über den Geruchssinn. Dieser ist mit dem limbischen System verbunden, jener Schaltzentrale im Gehirn, wo unser Instinkt, das Langzeitgedächtnis und das Zentrum unseres Wohlbefindens verankert sind. Die Geruchsforschung hat herausgefunden, dass Ereignisse, in denen Gerüche eine Rolle spielen, im Langzeitgedächtnis abgespeichert werden. Auch die Wirtschaft hat mittlerweile die Macht der Gerüche entdeckt und versucht, mit verschiedenen Düften das Kaufverhalten der Menschen zu beeinflussen - denn je nach verwendeten Stoffen kann Räuchern z.B. stimmungsaufhellend oder beruhigend wirken.

Wie wird geräuchert?

Man benötigt:

  • eine Räucherschale aus Messing oder eine feuerfeste Schale mit Sand

  • eine feuerfeste Zange

  • Feuerzeug oder am besten Streichhölzer

  • Räucherkohle

  • Räucherwerk (Mischungen oder einzelne Stoffe / getrocknet)

Alle oben genannten Dinge bereitstellen. Dann mit der Zange eine Kohletablette aus der Verpackung nehmen und an einer Seite anzünden. Es werden dann (ähnlich wie bei einer Wunderkerze) leichte Funken zu erkennen sein, die sich durch die ganze Kohle ziehen. Wenn die Kohle komplett durchgeglüht ist und mit Asche überzogen ist, mit der Vertiefung nach oben auf das Gitter der Messingschale oder in den Sand der Räucherschale legen. Dann streut man etwa einen 1/2 Teelöffel an Räucherwerk vorsichtig mit den Fingern auf die heiße Kohle. Dabei sollte man – wenn verwendet - zuerst das Harz auf die Glut geben und danach die Kräuter und/oder Hölzer, da diese schneller verbrennen.

Wenn das Räucherwerk verglüht ist, die Asche mit der Zange oder den Streichhölzern von der Kohle schieben und eine neue Portion aufstreuen.

VORSICHT: Die Kohle wird sehr heiß! Nach dem Räuchern unbedingt darauf achten, dass die Kohle vollständig verbrannt ist oder sie ggf. löschen, bevor man den Raum verlässt.

Generell gilt: weniger ist mehr!

Räucherstoffe und ihre Anwendung

Generell gilt, fast alle Kräuter und Harze können verräuchert werde. Hier ein paar Beispiele:

Alant (Wurzel) Hellt die Stimmung auf, stärkt das Selbstwertgefühl, Schutzräucherung für die dunkle Jahreszeit, gegen böse Geister und Dämonen
Angelikawurzel / Engelwurz Stimmungsaufhellend, richtet auf, ideal bei Umzug in neue Wohnung, da alte Energien damit "ans Licht"/hinaus geführt werden können, hilft bei Schwellenpübertritten und beim Loslassen in Trauerfällen
Beifzß (Kraut) Stärkt die Intuition, das Weibliche, hilft beim Trauern oder wenn etwas losgelassen werden soll. Traumbewußtseinsfördernd, reinigt und wärmt. In Kombination mit Weihrauch und Wacholder ideal zur Raumreinigung beim Hausputz
Copal (Harz) Schützend, klärend, aufhellend. Kann an Stelle von Weihrauch eingesetzt werden
Fichte (Harz) Symbol der Bescheidenheit und des Loslassens, konzentrationsfördernd, wurde traditionell geräuchert, um alte Wunden zum Heilen ans Licht zu bringen
Muskatellersalbei (Kraut) Macht unbesonnen und euphorisch, vertreibt Melancholie, Stress und Paranoia und wirkt aphrodisierend
Myrrhe (Harz) Schwerer, erdiger Geruch / erdet und hilft, wieder auf den Boden der Tatsachen zurück zu gelangen
Schafgarbe (Kraut/Blüten) Stärkt die Intuition, macht offen für Visionen, wurde früher zum Orakeln und Zukunftssehen verwendet, sorgt für angenehme Träume.
Styrax ( Spähne des Styrax-Holzes) Angenehm vanillig-süßer Geruch / öffnet die Herzen, entspannt, hilft Kummer loszulassen, stärkt die Herzkräfe und harmonisiert Seele und Geist, gut geeignet für Liebesräucherungen
Wacholder (Beeren/Holz/Spitzen) Reinigend und keimtötend, schützt, stärkt, klärt, früher zur Vorbeugung und zum Schutz vor Krankheiten verwendet. Hilft bei Kontakt mit den Ahnen

VORSICHT: Keinen Zierwacholder verwenden, da dieser meist giftig ist!

Weihrauch (Harz) Leichter, frischer Geruch / segnend, heilend, weihend (Gottesdienste), stimmungsaufhellend, klärt den Geist, gut für Raum- und Körperräucherungen
Weißer Salbei (Blätter) Reinigend, klärend, konzentrationsfördernd, Raumreinigung – auch als Bündel erhältlich, was sehr praktisch ist, um größere Räume oder Häuser ohne Räucherschale und Kohle zu beräuchern oder sich selbst zur Reinigung "abzuräuchern" 
Ysop (Kraut) Innere Reinigung, sich Lösen von Schuldgefühlen, generell unterstützend, wenn das Thema Schuld behandelt wird